In der großen bunten Welt der iPhone Applikationen gibt es mittlerweile kaum etwas, dass es noch nicht gibt. Neulich stieß ich auf einen Blogbeitrag über eine App namens iHobo, mit der man für einen Zeitraum von drei Tagen in die Rolle eines obdachlosen Jugendlichen schlüpft. Sinn und Zweck der Applikation ist es aber keinesfalls, sich über das Schicksal Obdachloser lustig zu machen…
Vielmehr handelt es sich bei iHobo um eine außergewöhnliche Aktion der britischen Wohltätigkeitsorganisation Depaul UK, mit der auf den harten Alltag und die Probleme obdachloser Jugendlicher aufmerksam gemacht werden soll. Von ihrer Funktion her erinnert die App an die in den 90er-Jahren beliebten Tamagotchis: So bekommt man bei iHobo einen obdachlosen Jugendlichen zugeteilt, den man mit Nahrung, einer Schlafmöglichkeit oder Geld versorgen muss – und zwar zu jeder möglichen Tageszeit. So kann es also gut passieren, dass einen der virtuelle Schützling mitten in der Nacht weckt, weil ihm zu kalt geworden ist.
Genau wie beim Tamagotchi kann es für den eigenen iHobo dramatische Konsequenzen haben, wenn man seine Bitten durch Vernachlässigung oder gar Ignoranz straft. So besteht etwa die Gefahr, dass er aus Geldnot seinen Schlafsack verkauft und erfriert, oder statt einer ordentlichen Mahlzeit Drogen zu sich nimmt, die ihn vielleicht das Leben kosten. Das mag drastisch klingen, spiegelt aber auch eine unbequeme Wahrheit wieder, für die Depaul UK ein neues Bewusstsein schaffen möchte. Darüber hinaus ist es natürlich auch Ziel der Aktion, Spendengelder zu sammeln. Diese kann der User einfach via App an die Organisation überweisen.
Für ausreichend Diskussionsstoff sorgt die App allemal: Die einen halten das Spiel für eine makabere und geschmacklose Vermarktung einer ernsthaften Problematik, die anderen für eine sinnvolle und gleichzeitig krasse Möglichkeit, Menschen für die Probleme Obdachloser zu sensibilisieren. Gut oder geschmacklos hin oder her: Die gewünschte Aufmerksamkeit hat das Projekt in jedem Fall erreicht…
(Bildquelle: Depaul International)
krass, ja damit ist die Aufmerksamkeit der Organisation sicher, ob es den Jugendlichen was bringt ist die andere Frage … würde mich interessieren ob die Organisation sich dazu äußert
Dazu konnte ich bislang keine Infos finden – außer eine ältere Pressemitteilung vom 15. Mai. Darin steht, dass die App bereits eine Woche nach Erscheinen über 100.000 Downloads verbuchen konnte. Bleibt zu hoffen, dass es den realen „Hobos“ etwas nützt 🙂