Hässliche Schönfärberei

200 Mal. So oft schwindelt sich unsereins jeden Tag durchs Leben. Das behaupten zumindest Lügenforscher. Dabei sehen sie das Flunkern – sofern es sich nicht um böse oder gemeine Lügen handelt – als eine Art gesellschaftliches Schmiermittel, ohne das unser soziales System nicht funktioniert. An einem lügenlosen Tag würden wir vielen Mitmenschen vor den Kopf stoßen oder sogar sehr unglücklich machen. So gerechtfertigt das Lügen uns sein mag – für Industrie und Wirtschaft gilt diese Regel nicht. Besonders dann, wenn es darum geht, die Verbraucher durch vorgegaukelte Umweltschutz-Absichten an der Nase herumzuführen…

Über diese in der Industrie äußerst beliebte „Greenwashing“-Methode habe ich ja schon in einem älteren Beitrag berichtet. Nicht weiter verwunderlich ist es, dass dieser Vorgang, bei dem sich Konzerne ohne ökologische Wende einen grünen Anstrich verpassen wollen, nach wie vor nichts von seiner Beliebtheit eingebüßt hat. So lachen uns täglich immer mehr zweifelhafte Werbeversprechen entgegen, angefangen beim Energiekonzern, der so tut, als wolle er die Welt vorm Klimakollaps bewahren – bis hin zum Schokoladenfabrikanten mit Ambitionen zum Schutz des Regenwaldes. Und wir Verbraucher? Wir stehen dem oft ratlos gegenüber, denn: „Ein Siegel, das Wahrheitsgehalt und Sinnhaftigkeit der beworbenen Projekte garantiert, gibt es nicht.“ Eine Tatsache, die laut eines DER WESTEN-Artikels besonders Umweltschützern bitter aufstößt.

Zu Recht wenn man bedenkt, dass das Problem am Greenwashing nicht der Vorsatz eines Unternehmens ist, etwas Gutes zu tun. Vielmehr geht es darum, dass für die Konzerne hierbei eigene Image- und Verkaufsinteressen klar im Vordergrund stehen – von einem ehrlichen Interesse am Umweltschutz fehlt dagegen meist jede Spur. Daher der Rat der Experten: Verbraucher, die Gutes tun möchten, sollten sich von Versprechen mit verdächtigem Greenwashing-Hintergrund nicht beeinflussen lassen. Besser ist es, sie spenden direkt an eine Umweltschutz- oder Hilfsorganisation. „Sie sollten zudem die Frage stellen, wie die Unternehmen zukünftig mit der Tatsache umgehen wollen, dass Wirtschaftswachstum und Gewinnstreben Ressourcen verschlingen, die Umwelt belasten und regelmäßig zu weiterem Konsum führen,“ so Dr. rer. Soc. Röscheisen, Generalsekretär des Deutschen Naturschutzrings.

Fazit: Zum Erhalt unserer Umwelt sollten wir stets misstrauisch sein, wenn uns z.B. ein Automobilhersteller eine Dreckschleuder als Öko-Wagen verkaufen will. Über eher harmlose Schwindeleien unserer Mitmenschen dürfen wir dagegen getrost hinweg sehen. Schließlich geht es hierbei um den Erhalt unseres sozialen Systems…

(Bildquelle: BR-online)

Ein Kommentar

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  1. 200 Mal pro Tag? Nun gut ich arbeite im Marketing … aber das hört sich schon nach einer stolzen Hausnummer an … ich habe mir das gleich zu Herzen genommen und den neuen Haarschnitt meines Kollegen weder positiv noch negativ bewertet … wegen des sozialen Systems und so … ich hoffe, bewusstes Todschweigen zählt nicht als Lüge 🙂

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